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Legierung im Koran und dessen Bedeutung im Bezug auf Großprojektleitung

16:34 - January 07, 2023
Nachrichten-ID: 3007558
Teheran (IQNA)- Im Koran gibt es eine Episode einer Reise von Dhul-Qarnein, in der er auf ein Volk trifft, dass die Worte nicht versteht und sie ihn bitten einen Verteidigungswall gegen Feinde zu errichten. Die meisten Koranexegeten sehen in einem bestimmten Vers nur den physikalischen Aspekt der Legierung bzw. Schweißen oder Löten, aber hier untersuchen wir dies auf Richtlinien der Organisation und Leitung eines Großprojektes.

Die Verse Nr. 92-97 in der 18. Sure sind besonders interessant vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Inhalte im Koran im Bezug auf Information, Gesetzgebung, Anweisung besonders wichtig sind. Für einen Muslim muss aufgrund seiner Überzeugung klar sein, dass das im Koran angegeben wichtige Informationen oder Anweisungen enthalten.

In den oben angegebenen Versen wird eine Episode einer Reise von Dhu-AlQarnein beschrieben:

  1. Dann folgte er dem Weg.
  2. Bis er im Tal zweier Wälle (Berge) ankam und (dort) unten Leute sah, die fast keinen Spruch verstanden
  3. Sie sagten: "Dhul-Qarnain, Gog und Magog sind Unheilstifter im Lande! Wir bestreiten die Ausgaben, damit du zwischen uns und ihnen einen Wall errichtest?"
  4. Er sagte: "Die Macht, die mein Herr mir gab, ist besser. So helft mir mit eurer Kraft (Fähigkeiten), damit ich zwischen euch und ihnen einen Damm errichte.
  5. Bringt mir (große) Eisenstücke. Als die Kluft zwischen den beiden Wällen ausgefüllt war sagte er: "Blast!" Als das Eisen rotglühend, wurde sagte er: "Gebt mir, ich gieße es darüber, Geschmolzenes!" (Der Nebensatz „ich gieße es darüber“ ist im Koran ebenfalls ein Einschub und in dieser Erläuterung ist es ebenfalls ein besonderer Punkt)
  6. So konnten sie ihn nicht überwinden und konnten auch keine Bresche darin schlagen.

Diese Verse sind ein Teil einer Geschichte einer Dienstreise Dhul -Qarnains. Der Vers 92 deutet an, dass das folgende ein Teil der Reise ist und er vorher andere Dinge unternahm. Zu bemerken ist, dass die arabische Vokabel «Sabab» mit «Weg» übersetzt wurde und dieser Satz in der Beschreibung der Reise mehrfach vorher vorkam und die genaue Bedeutung hier nicht besprochen wird. Allerdings kann man sagen, dass «Sabab» mit «Grund», «Ursache», «Herkunft» übersetzt weden kann. Aus den vorigen Versen geht hervor, dass er ein Land regiert und dieses Ereignis ein Teil der Dienstreise ist. Am Ende der Geschichte, die oben angegeben ist, bitten Leute, die nicht genügend Kenntnis zum Bau eines Verteidigungswalles besitzen Dhul-Qarnain ein Projekt zum Bau dieses Walles zu leiten. Diese Geschichte analysieren wir auf Anweisungen und Richtlinien im Umgang mit Großprojekten vor allem, wenn diese staatlich geleitet sind.

 

Ist die Verarbeitung von Eisen im Vers 96 ein technisches Wunder?

Wenn man eine Gruppe aus Versen aus der Sure „Die Höhle“ betrachtet und in gängige Erläuterungen des Korans recherchiert, so soll der Vers 96 ein wissenschaftliches Wunder bzw. mindestens ein wissenschaftliches Phänomen, das zur Zeit des Propheten (SAS) nicht richtig verstanden wurde. Zu bemerken ist auch, dass nicht alle Koranexegeten hier ein Wunder oder Phänomen sehen:

In verschiedenen Erläuterungen des Korans wird die Aktion des Glühens von Eisen und anschließendes Übergießen eines verflüssigten Materials als wissenschaftliches Wunder angesehen. Das Geschmolzene wird in den meisten Koraninterpratationen mit Kupfer angegeben wie auch in einer Überlieferung im Tafsir Thaqalain in der Imam Ali (as), die in den oben angegeben Versen des Korans dies Geschichte etwas detaillierter beschreibt und Dhul Qarnein als ersten der einen solchen Wall erbaut vorstellt. Tafsir Nemune gibt an, dass normalerweise Messing gemeint ist, aber auch Zinn aber das zweite ist nicht so verbreitet.

Dieser Vers weist darauf hin, dass es im Leben notwendig ist, Erfahrungen bei der täglichen Arbeit zu sammeln und ebenfalls animiert er zur experimentellen Forschung und Zusammenarbeit, um größere Projekte zu bewerkstelligen, denn das Ergebnis der Projektleitung Dhul-Qarnains ist ist eine Legierung mit der Basis Eisen und zusätzlich führte er Metallarbeiten durch.

Es sollte auch beachtet werden, dass das Eisen zum Glühen gebracht wurde, was die Vermischung dieser beiden Substanzen (Eisen und das Geschmolzene) verstärkt.

Man beachte, dass die mögliche Legierung nur eine Zwischenschicht ist die zwischen zwei Flchen ist:

Zunächst wurde sie fast vollständig mit Eisen gefüllt und dieses zum Glänzen gebracht, das noch nicht geschmolzen ist sodass im Ergebnis drei Schichten entstehen:

  1. Das geschmolzene Material, das am Ende wieder hart wurde (Korankommentare sagen oft dass Kupfer diesen Material ist aber im Koran wird dieses wörtlich nicht erwähnt)
  2. Eine Legierung aus Eisen und dem Geschmolzenem.
  3. Und natürlich das Eisen selbst

Die zeitgenössische Forschung in der Metallurgie über Eisenlegierung mit Kupfer zeigt, dass der Widerstand der legierung höher ist als die beiden Grundstoffe, wenn in der richtigen Reihenfolge und Menge die Materielien vermengt werden. Hier ist die Basis, weil intern der größte Anteil Eisen ist (die erste Stufe des Auffüllens mit Eisenstücken) und es bleibt nur eine relativ geringe Menge zum Befüllen übrig.

Aus diesem Grund schlägt der Autor zwei mögliche Gründe für das Aufgießen von Nichteisen vor:

  1. Auffüllen bis zur bekannten Höhe ("Berge"). Der Vers Nr. 97 besagt allerdings, dass der Wall besondere Festigkeit und Höhe hatte. Da das Eisen schon hoch angehäuft war, ist dieser Grund eher unwahrscheinlich.
  2. Korrosionsschutz und Eigenschaftsverbesserung weil die Basis Eisen schnell rostet und es ein Problem in der Verteidigung wäre. Da der Vers Nr. 97 die besonderen Eigenschaften dieses Bauwerks zeigen dürfte dies der Hauptgrund sein.

Diese Methode ist seit der Antike in der Welt bekannt. Es gibt zwei alte historische Perioden in der Antike in Europa.

  1. Bronzezeit, die etwa 2200 v. Chr. begann bis etwa 800 v. Chr.[1]
  2. Eisenzeit, die im nahen Osten etwa 1200 v. Chr. und in Nordeuropa um 750 v.Ch. bis 1025 n.Chr. begann und bis etwa 800 v.Chr. endete und in dieser wurde Eisen für Wekzeuge und Waffen verarbeite.[2]

Daraus kann geschlossen werden, dass die Metallverarbeitung zum Zeitpunkt der Offenbarung des Heiligen Koran bekannt war und dieser Vers aus Sicht des zukünftigen Wissens kein wissenschaftliches Wunder ist. Wenn man im Bezug auf die Eisenzeit genauer schaut gibt, es Gegenden von Europa in denen die Eisenzeit erst nach ca. 1000 nach Christus begann. Dies führt wiederum zum Schluss, dass zwar die Bronzeherstellung bekannt war aber die Verarbeitung von Eisen noch nicht. Da die Eisenzeit sich nur in Europa verspätete, kann man ausgehen, dass die Eisenverarbeitung zur Zeit der Offenbarung den Arabern bekannt war.

Darauf kann man zweifelsfrei belegen, dass dieser Vers im Bezug auf Legierung/Melallverarbeitung kein Wunder ist. Da die Geschichte jedoch im Koran ist, kann man davon ausgehen, dass besondere Informationen in diesrm Vers enthalten ist.

Als erstes Ergebnis können wir also feststellen, dass dieser Vers weder ein wissenschaftliches Wunder noch die Besonderheit der Korrektur falscher wissenschaftlicher Annahmen enthält.

Da die Hauptaufgabe des Korans als Rechtleitung zu sehen ist, so bedeutet dies, dass dieses Ereignis ebenfalls eine Anleitung zum Leben beinhaltet.

 

Großprojekte

Großprojekte waren schon in frühsten Zeiten an der Tagesordnung. Selbst Projekte die unter Umständen sogar Jahrzehnte und mehr Zeit in Anspruch nahmen. Da dies die Organisation der Arbeitskraft über sehr viele Menschen erfordert, so sind natürlich im Koran auch die Grundlagen dieser Methode angegeben, wie dies zu bewerkstelligen ist.

Die Organisation erfordert sehr viele unterschiedliche Arbeitskräfte. Die Methode der Organisation und Leitung dieser Projekte sind nicht fest geregelt, so beschreibt der Koran diese Methoden auf allgemeine Weise in Geschichten der Propheten oder wie hier übernimmt die Leitung eines Projektes eine Person über dessen Identität Zweifel vorhanden sind. Dies lässt den Schluss zu, dass der Inhalt des Textes eine besondere Wichtigkeit besitzt!

Wir sehen dies z.B. in den Geschichten der Propheten (AS). Es gibt sehr viele Verse, die über Politik sprechen, denn der Prophet des Islams betrieb ja in seiner gesamten Wirkzeit vor allem nach der Auswanderung nach Medina Politik, um eine islamische Gesellschaft zu bilden. Interessant ist, dass manche Themen nicht direkt als Anweisung behandelt werden sondern nur in Form von Geschichten. Aber einige Geschichten im Koran lassen erkennen, wie man Politik bzw. auch Großprojekte betreiben und organisieren muss.

Wenn aber diese Aktion von Dhul-Qarnein im Koran erwähnt wird, so hat diese gemäß der Überzeugung der Muslime eine besondere Wichtigkeit. Doch was ist der Punkt, der so wichtig ist?

Gehen wir also nochmal die Verse Stück für Stück durch und schauen genau auf die Umstände:

  1. Dhul Qarnain kommt in ein Tal, in der ein Volk lebt, das nur wenig versteht. Tafsir Nemune gibt hier zwei Möglichkeiten an:
    Sie verstanden die Sprache nicht.
    2.         Sie verstanden die Bedeutung der Rede nicht.
    Wir können hier aber auch eine dritte Möglichkeit erwähnen: Dhul-Qarnain erklärte ihnen was sie zu tun haben, aber sie verstanden dieses nicht, weil z.B. ihr Bildungsgrad oder Erfahrung nicht ausreichte. Sie hatten also in diesem Fall keine Facharbeiter die das Erklärte übernehmen können.
  2. Durch die Diskussion erkennen die Leute und dass Dhul Qarnein diese Fähigkeiten besitzt und bitten ihn dieses Projekt zur Errichtung einer Verteidigungsmauer zu leiten und die Kosten dafür zu übernehmen.
  3. Erwähnenswert ist hier, dass sie ihm zwar anboten die Kosten zu übernehmen, was zeigt, dass sie Gewissen und funktionierenden Gerechtigkeitssinn hatten.
  4. Dhul Qarnein lehnte die Annahme der Finanzierung ab. Er sagte, dass Gott im etwas besseres gab. Eine mögliche Erklärung der Ablehnung ist, dass Dhul Qarnain ein gewissenhafter Regent war und der Bau dieses Walles gehört zu den Regierungsaufgaben und somit werden die Kosten von den allgemeinen Einnahmen der Regierung bestritten.
  5. Er begann mit der Leitung des Projektes und gab Anweisung für die ersten groben Arbeiten.
  6. Das Sammeln des Eisens und Aufhäufen erfolgt durch ungelernte Arbeiter und jeder der auch nur ein bischen Kraft hat kann seinen Beitrag leisten, damit das Tal zwischen den beiden Bergen gefüllt wird. Für diese Tätigkeit braucht man Kräfte. Diese müssen nicht unbedingt gebildet sein.
  7. Dann wurde ein Feuer gemacht und das Eisen mittels Blasen (Blasebalg) zum Glühen gebracht. Diese Arbeit ist und das ist ebenfalls indirekt in den üblichen Koranerläuterungen zu entnehmen gelernte Arbeiter, denn das Blasen mit den Blasebälgen ist z.B. keine Arbeit für Kinder.
  8. Das Übergießen mit Geschmolzenem überrnimmt Dhul Qarnein persönlich und gemäß des Kontextes ist zu entnehmen, dass nur er selbst wusste welche Menge und wie man das Geschmolzene übergießen muss, um das Gewünschte Resultat zu erzielen. Auch kann man das an der Art des Satzes entnehmen, denn Dhul Qarnain sagt mitten im Satz der Bitte um Geschmolzenes, dass er selbst es übergießt. Der Zwischensatz zerreist quasi den Hauptssatz und dies deutet auf eine besonders hohe Betonung hin.

Wenn wir uns jetzt die Planung von technischen Projekten anschauen, sehen wir, dass es immer Mitarbeiter verschiedenen Bildungsgrad gibt. Da nur Dhul Qarnain wusste, wie man die (wahrscheinlich) Eisellegierung herstellt oder das Eisen richtig verarbeitet, so ist zu entnehmen, dass der Leiter selbst im Fach gebildet sein muss und nicht nur einen einfachen sondern einen hohen Bildungsgrad (natürlich ist hier nicht der Grad gemäß Dokumenten sondern tatsächlichem Wissens und Erfahrung gemeint) innehaben muss.

Dieser Vers beschreibt also, wie man ein technisches Projekt planen und durchführen soll und worauf man achten soll.

Gründe:

  1. Würde man für das Sammeln des Eisens nur hoch gebildete Personen akzeptieren, würde man das Tal nie voll bekommen.
  2. Würde man im zweiten Schritt ebenfalls ungebildete zulassen, so würden diese sich verletzen und/oder es nicht erreichen, dass das Eisen glüht. Auch kann es sein, dass sie bei der Arbeit stören so dass selbst die Gelernten nicht zum Erfolg kommen. In jedem Fall wäre dies ein Scheitern des Projektes, weil entweder das Volk hoffnungslos (nicht Erreichen des Glühens) oder enttäuscht von Dhul Qarnein (Verletzungen) geworden wäre.
  3. Zu aller letzt würden unerfahrene Beim Übergießen entweder die Menge nicht richtig wählen oder eine falsche Methode anwenden, was ebenfalls zur Zerstörung der gesamten vorherigen Arbeit führen würde. Daher musste Dhul Qarnain auf jeden Fall selbst das Geschmolzene über das Eisen gießen.

Des weiteren kann man aus der gesamten Geschichte Anweisungen einer Regierung entnehmen:

  1. Die Regierungsmitglieder müssen einen bestimmten Mindestbildungsgrad innehaben.
  2. Für normale Projekte der Regierung sollte die Regierung selbst die Kosten übernehmen und selbst bei privatem Angebot der Kostenübernahme vorläufig ablehnen und selbst die Kosten bestreiten
  3. In Projekten sollte das Volk mit einbezogen werden. Der Zwischensatz, der betont dass Dhul Qarnain selbst das Geschmolzene übergießt betont die Mitarbeit des Volkes sehr deutlich.

Als Ergebnis können wir also sagen, dass hier im Grunde ein großen technisches Projekt beschrieben wird und wie man es planen und ausführen muss.

Notwendig als Voraussetzung für das Gelingen eines Projektes größeren Umfangs:

  1. Genügend Arbeitskräfte ohne besondere Ausbildung
  2. Angelernte bzw. Gelernte Arbeitskräfte
  3. Die Leitung muss aus Spezialisten bestehen
  4. Die Finanzierung muss gesichert sein. Grund ist die Nichtannahme der Kostenübernahme durch das Volk

Im vorliegenden Falls ist der Spezialist Dhul Qarnein und nur er wusste über die Herstellung von Bronze Bescheid. Zu bemerken ist, dass man nicht sagen kann, dass Dhul Qarnain als Einziger auf der Erde davon Bescheid wusste da über seine Identität nichts genaues bekannt ist. Das bedeutet, dass es z.B. sein kann, dass das Wissen über die Legierung an anderen Orten der Welt sehr wohl bekannt war, aber lokal war man noch nicht so weit in der Entwicklung. Daher war Dhul Qarnein der einzige Spezialist der diese Arbeit erledigen konnte. In einem heutigen Projekt gäbe es natürlich im Team unter Umständen mehrere die dieses übernehmen könnten. Aber was man jedoch auf jeden Fall sagen kann ist, dass man die Leitung auf keinem Fall jemandem übertragen kann der nicht vom Fach ist!

*** Teile der Interpretation aus dem Tafsir Nemune entnommen

 

[1]     https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit

[2]     https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenzeit

 

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