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Imam Chamenei: Märtyrer verteidigen nicht nur geografische, sondern auch religiöse, spirituelle und kulturelle Grenzen

11:04 - December 14, 2021
Nachrichten-ID: 3005198
„Diejenigen unserer Soldaten, die den Märtyrertod erreicht haben [...], haben nicht nur versucht, die geografischen Grenzen des Landes zu verteidigen. Nein, sie kämpften auch für die Verteidigung der Grenzen des Glaubens, der Moral, der Religion, der Kultur und der Spiritualität.“... Übersetzt von Offenkundiges.de

Übersetzt von Offenkundiges.de

Am 21. November 2021 hielt Imam Chamenei bei einem Treffen mit den Verantwortlichen für die Gedenkfeiern der Märtyrer von Ilam eine Rede. Die Erklärungen des Imams bei diesem Treffen wurden anschließend am 2. Dezember, am Ort der Gedenkfeier für die Märtyrer von Ilam übertragen. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.

 

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Aller Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und besonders mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

[...] Während der Heiligen Verteidigung war Ilam wie eine starke Festung. Obwohl einige Städte der Provinz für kurze Zeit verloren gingen – einige Gebiete der Provinz wurden von den bösartigen Heuchlern [منافق] besetzt –, stand die Provinz stets fest wie ein Berg, gleich dem Meimak-Gipfel, auf dem ich stand und wo ich Zeuge der großartigen Arbeit unserer lieben Soldaten wurde. Die Provinz Ilam hat dem bösartigen Feind, Saddam und seinen Kollaborateuren, die Stirn geboten, genau wie dieser Gipfel.

Zunächst einmal wurde die Provinz Ilam früher angegriffen als andere Provinzen. Der Feind griff Ilam an, noch bevor er offiziell Teheran und andere Teile des Landes angriff. Der erste Märtyrer – Schahid Schanbei – wurde bereits vor dem Ausbruch des Krieges in Ilam zum Märtyrer. Wir sehen also, die gesamte Bevölkerung der Provinz Ilam war an der Heiligen Verteidigung beteiligt.

Auch später fanden in Ilam einige einzigartige Ereignisse statt. Leider weiß unser eigenes Volk nichts von diesen Ereignissen, ganz zu schweigen von anderen Nationen, die sich eigentlich für die Vorfälle und Ereignisse in unserem Land interessieren. Nicht einmal unsere eigene Bevölkerung weiß von diesen Ereignissen, wie sollen dann die anderen Länder davon erfahren? Eines dieser Ereignisse war die Bombardierung eines Fußballplatzes 1987, auf dem Kinder gerade spielten.

Am 12. Februar 1987 spielten zwei Jugendmannschaften aus Ilam in einem Fußballspiel zum Gedenken an den siebten Jahrestag des Sieges der Revolution. Die Menschen hatten sich dort als Zuschauer versammelt, aber ein irakisches Flugzeug traf sie aus nächster Nähe. Es wusste genau, was dort vor sich ging. Es ist nicht so, dass der Flieger zufällig Bomben abgeworfen hat. Er hat sie absichtlich abgeworfen und infolgedessen sind zehn dieser Fußballspieler ums Leben gekommen. Der Schiedsrichter, einige Kinder und einige Zuschauer wurden ebenfalls getötet. Dies ist kein unbedeutender Vorfall. Es handelt sich hier um ein sehr wichtiges Ereignis.

Es ist notwendig, dass diese Ereignisse den Menschen weltweit bekannt gemacht werden. Sie sollten immer wieder erwähnt werden, denn dies ist die Botschaft von der Unschuld unserer sportlichen Märtyrer, deren einziges Verbrechen darin bestand, dass sie ein Fußballspiel für die Islamische Republik organisiert hatten. Mit wessen Unterstützung hat der bösartige Saddam dieses entsetzliche und dreiste Verbrechen begangen? Wer stand hinter ihm?

Dieselben Leute, die damals diesen blutrünstigen Wolf unterstützt haben, geben sich heute als Verfechter der Menschenrechte aus! Gleichzeitig bezeichnen sie sich aber selbst als die Hüter der Menschenrechte in der ganzen Welt. Es ist so viel Unverfrorenheit und Schamlosigkeit im Handeln dieser Mächte. Wer aber muss nun ihr wahres Gesicht offenbaren? Wer muss diese Wahrheiten aufdecken? Unsere Künstler und Schriftsteller haben hier eine schwere Last auf ihren Schultern. Sie haben eine schwere Aufgabe. Diese Dinge sollten der Welt mithilfe der Kunst als Medium präsentiert werden. Sie sollten Filme über diese Ereignisse drehen. Im Falle des Massakers bei einem Fußballspiel sollten sie Geschichten schreiben, Filme drehen und Memoiren verfassen. Diese Maßnahmen sollten jetzt ergriffen werden.

Eines der einzigartigen Merkmale der Provinz Ilam ist, dass es hier Familien mit zwei, drei, vier, fünf, sechs, ja sogar zehn Märtyrern gibt. Es gibt eine Familie mit zehn Märtyrern, eine andere mit neun, eine andere mit acht und einige mit sechs oder fünf Märtyrern. Das lässt sich leicht in Worten ausdrücken, aber es ist wirklich schwierig, auch nur daran zu denken. Es gibt solche Familien in Ilam. Es wurde erwähnt, dass einige Mitglieder dieser Familien bei dieser Gedenkfeier anwesend sind. Ich hoffe, dass Gott Ihnen allen seine Barmherzigkeit und Gnade schenken wird.

Ein weiteres Merkmal von Ilam ist die uneingeschränkte Präsenz von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, von Gelehrten bis hin zum einfachen Volk. So war beispielsweise der verstorbene Scheich Abdulrahman Haidari auf den Meimak-Bergen stets an meiner Seite. Er war mit mir auf dem Gipfel dieses Berges. Er war bei mir, wohin ich auch ging. Ich besuchte Ilam mehrere Male, sowohl vor als auch nach meiner Präsidentschaft. Solange er lebte, war er immer auf dem Schlachtfeld anwesend. Er nahm sein Gewehr mit und war jederzeit bereit, zu kämpfen.

Das Gleiche gilt für das einfache Volk und die zahlreichen Stämme in Ilam. Diejenigen, die kämpfen konnten, waren auf dem Schlachtfeld, während gleichzeitig die Masse des Volkes beim Widerstand half. Einer der Herren in der Versammlung sagte, dass die Menschen die Stadt nicht verlassen haben. Ich selbst habe das mit eigenen Augen in der Stadt Ilam gesehen. Die feindlichen Flugzeuge haben zu einer Zeit die Stadt wiederholt und regelmäßig angegriffen. In dieser Zeit blieb niemand mehr auf der Straße und die Menschen waren gezwungen, in die Wüsten oder Wälder rund um die Stadt zu fliehen. Nach Beendigung des Bombardements kehrten sie jedoch wieder in die Stadt zurück. Diese Art, die Stadt zu verlassen und wieder zurückzukehren, war für die Menschen zur Routine geworden. Dennoch haben sie die Stadt oder die Provinz nie ganz verlassen, sondern sind immer standhaft geblieben.

In der Zeit dieser Bombardierungen und in dieser schwierigen Situation wuchs ein Genie heran, nämlich der Märtyrer Rezaei-Nejad. Schahid Rezaei-Nejad war ein Atomwissenschaftler, der den Märtyrertod starb. Seine wissenschaftliche Bedeutung war so immens, dass die Feinde der Meinung waren, seine Existenz würde der Islamischen Republik zum Fortschritt verhelfen und so ermordeten sie ihn. Sie ermordeten ihn vor den Augen seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Dieser junge Wissenschaftler hatte in seiner Jugend die Bombardierungen und die schwierigen Umstände in Ilam miterlebt. Der Druck durch den Feind und den Krieg konnte die Menschen in dieser Provinz also nicht davon abhalten, ihre Talente zu zeigen. Dies ist sehr wichtig. Menschen wie dieser liebe Märtyrer – Schahid Rezaei-Nejad – haben sowohl einen hohen spirituellen als auch einen hohen wissenschaftlichen Status. Der Grund für ihren hohen spirituellen Status ist die Tatsache, dass sie zum Märtyrer wurden, denn das Märtyrertum ist nicht leicht zu erreichen. Das Märtyrertum und die Erlangung dieses Ranges erfordern das Vorhandensein bestimmter Voraussetzungen in der Natur und den Handlungen des Individuums. Ohne diese Voraussetzungen wird niemandem das Martyrium zuteil. Dieser junge Wissenschaftler besaß diesen hohen spirituellen Status und deshalb wurde er zum Märtyrer. Andernfalls wird man ohne diese Qualitäten nicht zum Märtyrer.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Provinz Ilam über dreitausend Märtyrer hervorgebracht hat. Auch andere Provinzen haben im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung und ihrer Lage viele Märtyrer vorzuweisen. Wir sollten das Konzept des Märtyrertums richtig verstehen, denn Märtyrertum bedeutet nicht nur, ein Opfer des Krieges zu sein. Ansonsten gibt es nämlich viele Menschen, die an Kriegen teilnehmen und die in den Kriegen ihrer Länder getötet werden. Viele von ihnen wurden bei der Verteidigung der geografischen Grenzen ihres Landes getötet und werden dort als Patrioten und Helden verehrt und von den Menschen in Erinnerung behalten.

Unsere Märtyrer sind jedoch nicht so. Diejenigen unserer Soldaten, die den Märtyrertod erreicht haben oder schwere Verletzungen erlitten, haben nicht nur versucht, die geografischen Grenzen des Landes zu verteidigen. Nein, sie kämpften auch für die Verteidigung der Grenzen des Glaubens, der Moral, der Religion, der Kultur und der Spiritualität. Natürlich ist die Verteidigung der Grenzen des Landes an sich ein wertvoller Akt. Diese Verteidigung ist wertvoll, aber sie ist nicht so wichtig wie die Verteidigung der beiden Grenzen zusammen: der Kampf für diese wichtigen Konzepte und die Verteidigung der Grenzen des Landes. Unsere Märtyrer sind derart.

Wenn wir dies auf einer höheren Ebene betrachten wollen, sind unsere Märtyrer in der Tat die Manifestation dieses Verses: „Gott hat von den Gläubigen ihre eigene Person und ihr Vermögen dafür erkauft, dass ihnen das Paradies gehört.“ [Heiliger Quran, 9:111]. Sie haben mit Gott um ihr Leben verhandelt. So ist es mit den Märtyrern. In einem anderen heiligen Vers heißt es: „Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das wahr gemacht haben, wozu sie sich Gott gegenüber verpflichtet haben. Unter ihnen sind welche, die ihre Lebensaufgabe erfüllt haben; und unter ihnen sind welche, die noch warten müssen.“ [Heiliger Quran, 33:23]. Sie waren dem Versprechen treu, das sie Gott, dem Erhabenen, gegeben hatten. Ein Märtyrer ist genau so. Das Märtyrertum ist eine Handlung, bei der man ein Versprechen gibt und mit Gott verhandelt.

Deshalb sehen Sie, dass die Soldaten, die auf dem Weg Gottes kämpfen, anders sind als die gewöhnlichen Soldaten in der Welt. Diejenigen von Ihnen, die die Heilige Verteidigung miterlebt haben und diejenigen von Ihnen, die Bücher zu diesem Thema gelesen haben, wissen sicherlich, dass die gottesehrfürchtigen Soldaten der Heiligen Verteidigung oder die Soldaten, die in anderen Bereichen wie der Verteidigung der Heiligtümer und dergleichen gekämpft haben, während des Kampfes und auf dem Schlachtfeld reiner sind als zu anderen Zeiten. Sie verlassen sich auch mehr auf Gott, zeigen mehr Demut und beachten die göttlichen Grenzen sorgfältiger.

In der Welt ist es üblich, dass eine siegreiche Armee die besiegte Stadt ausplündert, ausraubt und große Grausamkeiten anrichtet, aber das ist bei unseren Soldaten überhaupt nicht der Fall. Selbst wenn diejenigen, die auf dem Wege Gottes kämpfen, gewinnen, so wird ihre Gottesehrfurcht nicht nur nicht geringer, sondern im Gegenteil: sie achten jetzt aus Dankbarkeit für ihren Sieg sogar noch mehr auf die Einhaltung der göttlichen Grenzen und zeigen noch mehr Demut als vorher. Unsere Soldaten nahmen beispielsweise einmal einige der Feinde gefangen. Es war derselbe Feind, der unsere Kriegsgefangenen von der Gefangennahme bis zum Einzug in ein Unterbringungslager, quälte und folterte. Und es war auch völlig klar, was die Feinde unseren Gefangenen anschließend in diesen Lagern angetan haben. Aber wenn unsere Soldaten dieselben Menschen gefangen nahmen, heilten sie die Gefangenen, wenn sie verletzt waren und sie gaben ihnen Wasser, wenn sie durstig waren. Sie behandelten sie, als wären sie von ihnen selbst. Dies sind sehr wichtige Punkte.

Der islamische Lebensstil, der sich im Verhalten unserer Soldaten und Märtyrer zeigt, ist zu wichtig, als dass man ihn vernachlässigen könnte. Im Leben unserer Märtyrer gibt es so viele inspirierende Punkte, sodass unsere Künstler wirklich ein künstlerisches Bild davon für die ganze Welt zeichnen sollten. Sie sollten die iranischen Soldaten in der Welt bekannt machen. Sie sollten unsere Soldaten mit ihren großartigen künstlerischen Werken vor die Augen der Menschen in der ganzen Welt stellen.

Die Gedenkveranstaltung, die Sie organisiert haben, sollte unsere Ohren für die Botschaft der Märtyrer öffnen. Sie sagen uns: „Und sie [die Märtyrer] freuen sich dabei über das, was Gott ihnen von seiner Huld zukommen ließ. Und sie erwarten die, die hinter ihnen nachgekommen sind und sie noch nicht eingeholt haben, voll Freude darüber, dass auch sie nichts zu befürchten haben und nicht traurig sein werden.“ [Heiliger Quran, 3:170] Dieser Weg ist ein Weg, der frei von Angst, Sorgen und Bedenken ist, denn es ist der Weg Gottes.

Wir sollten auf diesem Weg unerschütterlich sein und uns mit Stärke bewegen. Wir sollten auf diesem Weg nicht durch die Versuchungen der Feinde ins Wanken geraten. Die iranische Nation sollte ihre Einheit, ihre Solidarität, ihre Motivation und ihre Bemühungen verstärken, wenn sie die Botschaft der Märtyrer hört. Dies ist die Botschaft der Märtyrer an uns. Wenn die Beamten der Islamischen Republik die Botschaft der Märtyrer hören, sollten sie sich der Gesellschaft gegenüber verantwortlicher fühlen und für mehr Sicherheit sorgen, so wie es auch die Märtyrer getan haben. Jeder sollte sich verantwortlich fühlen. Gleichzeitig sollten wir uns alle bewusst machen, dass kein Volk ohne Fleiß, ohne den Kampf auf dem Wege Gottes und ohne das Ertragen von Entbehrungen etwas erreichen kann. Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, wird das Ertragen dieser Schwierigkeiten der iranischen Nation helfen, den Gipfel zu erreichen, so Gott will.

Ich hoffe, dass Allah, der Erhabene, Ihnen allen Erfolg schenken wird, dass Er den lieben Märtyrern von Ilam und allen Märtyrern des Landes Seine Barmherzigkeit und Vergebung gewährt, dass Er unseren großmütigen Imam – der uns diesen Weg eröffnet und den Menschen des Landes Führung gebracht hat – mit seinen Freunden, mit den großen Führern der Geschichte, mit den Propheten und mit den Imamen (a.) in Verbindung bringt und dass Allah (swt.) auch Ihnen allen Erfolg schenkt.

Die von den Herren besprochenen Themen – die Vorschläge und Bitten, die sie vorgebracht haben – beziehen sich in erster Linie auf die ausführenden Organisationen. Die Vorschläge sollten diesen vorgelegt werden, dennoch bitte ich sie, die Angelegenheit weiterzuverfolgen. Ich werde es auch tun.

Der Friede sei mit Ihnen allen und Allahs Gnade und Sein Segen.

 

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