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Das Sonnenwunder von Fatima

0:16 - February 16, 2021
Nachrichten-ID: 3003822
Wir leben in einer Zeit, in der die Menschheit weit weg von Spiritualität und zunehmend in den Abgrund des „Ich bin besser“ gedrängt wird. Das „Ich bin besser“ ist gemäß Islam die Ursünde des Teufels [1] und nach Imam Chomeini letztendlich Ursache aller Abgründe und Sünden der Menschheit.

Ein Beitrag von Yavuz Özoguz

Um die heutige Lage besser verstehen zu können, ist es hilfreich einen Blick in die Vergangenheit zu wagen. Es ist gerade einmal ein Jahrhundert entfernt, dass die Menschheit vor einer ähnlichen Situation stand, wie wir sie heute sehen, wenn auch die Umstände und Rahmenbedingungen völlig andere waren. Viele Völker der Erde hatten den Kolonialismus auf die Spitze getrieben und mit dem Gedanken „wir sind besser“ ganze Völker und Landstriche ausgebeutet. Dabei stießen sie an die Grenzen ihre Macht, weil auch andere Völker und Nationen gleiche Interessen verfolgten. Während die Schwachen der Erde unter dem Joch der Kolonialisten litten, zettelten die Kolonialmächte einen bis dahin in der Geschichte nie dagewesenen grausamen Weltkrieg gegeneinander an. Ziel war es, dass die „Besseren“, die anderen „Besseren“ besiegen und ebenfalls unterjochen wollten. Wie sehr waren doch die Menschen verblendet, wie wenige Politiker gab es in der Welt, die das Unheil abwenden wollten? Die Schilderungen des Ersten Weltkrieges sind so grausam und im wahrsten Sinne des Worten wahnsinnig, dass man jeden Verantwortlichen für diesen Krieg am liebsten in einem Irrenhaus weggesperrt sehen würde. Es war auch die Zeit der Abwendung von Religion und Spiritualität. Daran hatte in der christlichen Welt die Kirche ihren entscheidenden Anteil, die sich nie gegen die Massenmorde positioniert hat. Auch in der muslimischen Welt war verblendet durch den Tand der irdischen Macht der Islam immer weiter in den Hintergrund gerückt worden. Nationalisten beherrschten die Szenerie und spalteten den Zusammenhalt im Auftrag der Kolonialisten.

In dieser Welt voller Unheil ereignete sich in einem bis dahin völlig unbekannten und unscheinbaren Ort in Portugal etwas Merkwürdiges. Am 13. Mai 1917 erschien in der Ortschaft namens Fatima eine weibliche Gestalt aus dem Paradies drei kleinen Kindern. Lúcia dos Santos und ihren beiden Cousins Jacinta und Francisco Marto. Lucia heißt „das Licht“. Jacinta ist der Name einer Blume und Francisco „frei“. Fatima ist der Name der Tochter des Propheten Muhammad – der Friede sei mit ihnen und ihren reinen Nachkommen. Die Kinder waren sich nicht sicher, aber sie haben vermutet, dass sie die Heilige Maria gesehen haben.

Nach dem islamischen Kalender geschah es um den 20. Radschab. Es gibt eine Enkelin der Fatima, nämlich Sakina bint Husain (nicht zu verwechseln mit Sukaina bint Husain). Sie ist auch bekannt als Fatima, die Große. Aufgrund einer Krankheit konnte sie den Vater nicht nach Kerbela begleiten. Es ist nicht genau bekannt, wann sie geboren ist, aber grundsätzlich werden zwei Daten genannt: 20. Radschab oder 24. Dhul-Hidscha nach dem islamischen Mondkalender. Beide Daten sollen bei dem Ereignis in der Ortschaft Fatima in Portugal eine Rolle spielen. Die erste Erscheinung war ziemlich genau am 20. Radschab.

Die drei Kinder stoßen auf großen Widerstand, sowohl von der Kirche als auch und vor allem von den zunehmend atheistisch werdenden Verwaltung. Jeden Monat sollen die Kinder am 13. An den Ort kommen. Die Armen, Hilfsbedürftigen, Schwachen kamen mit ihnen. Die Reichen, Mächtigen und Unterdrücker versuchten es zu verhindern. So ging es Monat um Monat bis zur letzten Erscheinung am 13. Oktober 1917 im Vorort Cova da Iria (Grube der Würde). Der Tag liegt um den 24. Dhul-Hidscha (rechnerisch einen tag später) und damit auf dem zweiten Geburtstag der Sakina.

An diesem Tag fragten die drei Kinder erneut die Erscheinung nach ihrem Namen. Rund 40.000 Zeugen waren anwesend, konnten die Erscheinung aber nicht sehen. Die Dame antwortete: Ich bin die Dame des Rosenkranzes, so ist es von den drei Kindern überliefert. Was für einen Christen ein eindeutiger Hinweis auf die Heilige Maria ist, kennt jeder Muslim als Hinweis auf die Heilige Fatima, denn sie ist die Dame des Lobpreiskranzes (Tasbih) [2].

Bis hierher war es eine Erscheinung, die drei Kinder gesehen haben und 40.000 Anwesende nicht sehen konnten. Doch dann geschah etwas, was alle gesehen haben und was in die Lexika als Sonnenwunder von Fatima eingehen sollte. Zunächst gab es einen wolkenbruchartigen Regenguss. Die Wolken rissen plötzlich auf und die Sonne erschien als sich drehende Scheibe. Sie war erheblich weniger hell als sonst, so dass die meisten Menschen in Richtung Sonne schauen konnten. Plötzlich habe sich die Sonne zur Seite geneigt und wäre in einem Zickzackkurs auf die Erde zugerast, so dass eine Panik unter den Anwesenden ausbrach. Innerhalb kürzester Zeit war alles trocken geworden und die Sonne beruhigte sich wieder. Die mindeste Anzahl an Zeugen wird mit 30.000 angegeben, darunter auch Wissenschaftler und Professoren ihrer Zeit, die durchaus religionskritisch waren. Die portugiesische Zeitung O Século behauptete bis zu 100.000 Menschenwären anwesend gewesen [3].

Das Wunder wurde von den Gläubigen der Nossa Senhora de Fátima („Unsere Liebe Frau von Fátima“) zugesprochen. Was so viele Menschen gesehen haben, wollen die drei Kinder nicht gesehen haben. Danach wurde der Wundercharakter des Geschehnisses immer deutlicher. Es gab zwar im Nachhinein unzählige wissenschaftliche Erklärungen, warum die Menschen so etwas gesehen haben, aber keine davon konnte erklären, warum das Zusammentreffen so vieler atmosphärischer Zufälle ausgerechnet an jenem Tag erfolgte. An anderen Orten konnte man das Ereignis nicht sehen.

Die Heilige Gestalt soll den drei Kindern drei Geheimnisse anvertraut haben, welche ein Jahrhundert später als das baldige Ende des ersten Weltkrieges, den Beginn des Zweite Weltkrieges und einem weiteren Ereignis gedeutet wurde, welches das Attentat auf den Papst gewesen sein soll. Die tatsächlichen Geheimnisse wurden vom Vatikan nie veröffentlicht. Sie hatten die Ereignisse aus den schriftlichen Niederlegungen der Lucia erfahren, die noch lange im Kloster lebte und 2005 n.Chr. verstarb. Ihre Cousinen waren bereits im Jahr darauf an der spanischen Grippe gestorben. Es dauerte noch bis ins Jahr 1930, dass das Ereignis von der katholischen Kirche als Wunder anerkannt worden ist.

Die Ereignisse wurden im Jahr 2020 in einem wirklich wunderbaren Spielfilm wiedergegeben. Es spricht für sich, dass es den Film im Englischen mit spanischen Untertiteln gibt aber keine deutsche Synchronisation [4], ist doch der Wunderglaube in Deutschland am Schwinden. Jedem Christen oder Muslim, der nur halbwegs englisch versteht, empfehle ich diesen Film dringend! [4]

Der Rosenkranz oder Lobpreisungskranz (Tasbih) ist nicht die einzige Gemeinsamkeit der Heiligen Maria und der Heiligen Fatima. Beide sind die Tochter des Propheten ihrer Zeit; Imran und Muhammad. Beide wurden von gelehrtesten Menschen ihrer Jugend und von einem Propheten erzogen; Zacharias und Muhammad. Beide konnten Wunder vollbringen. Beide haben Söhne, die Märtyrer wurden; Jesus, Hassan und Husain. Beide waren den Pharisäern ihrer Zeit weit überlegen. Beide erhielten Offenbarung. Beide Gräber sind unbekannt, bei Fatima aufgrund eines tragischen Ereignisses. Daher spielt es keine Rolle, ob es die Heilige Maria oder die Heilige Fatima war, die an dem Ort Fatima in Portugal erschienen ist. Wenn es die Heilige Maria war, dann will sie den Katholiken sicherlich etwas mitteilen, dass sie ausgerechnet an dem Ort namens Fatima erscheint. Und wenn es die Heilige Fatima war, dann will sie ebenfalls den Katholiken etwas mitteilen. In beiden Fällen läuft es darauf hinaus, dass die Minderheit der Katholiken dieser Welt – derjenigen, die an Wunder glauben – sich mit den Muslimen vereinen sollen – denjenigen, die die Heilige Fatima lieben – um gemeinsam für die Befreiung der Menschheit zu beten.

Die Corona-Krise ist auch eine Glaubenskrise. Immer mehr Menschen verfallen in Depressionen, immer mehr Familien gehen zugrunde, immer mehr Existenzen sind bedroht und immer mehr Menschen werden in jeder Hinsicht krank und trauen sich nicht, sich behandeln zu lassen. Alle Hoffnung ruht inzwischen auf Impfungen und Inzidenzzahlen. Die Hoffnung auf Gott und die Fürsprache der Heiligen Maria oder der Heiligen Fatima schwindet von Tag zu Tag. Nur wenige ergreifen das Seil der Wahrheit immer fester und ersetzen die eine Verschwörung nicht durch die andere.

Der Schöpfer allen Seins teilt uns mit dieser Krise etwas mit, was wir niemals übersehen sollten. Das Schicksal der Menschheit liegt in der Hand des Schöpfers. Und wir sollten uns befreien von Systemen, die die Allmacht der Pracht negieren und stattdessen die Allmacht des Goldenen Kalbes predigen.

Für Muslime hat am letzten Wochenende die Vorfastenzeit mit dem Monat Radschab begonnen. Für Christen beginnt die Vorfastenzeit in zwei Tagen mit dem Aschermittwoch. Es könnte eine Zeit des Zusammenfindens und der gemeinsamen Gebete werden, wenn wir nur wollten.

 

Das Sonnenwunder von Fatima

 

[1] http://www.eslam.de/begriffe/s/satan.htm
[2] http://www.eslam.de/begriffe/l/lobpreisungskranz.htm
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwunder
[4] https://www.youtube.com/watch?v=ByftNCYY1UU&t=1918s

 

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